Nachhaltig – ein Wort feiert Geburtstag

Das Wort „nachhaltig“ ist genau 300 Jahre alt. Geprägt wurde dieser Ausdruck von Carl von Carlowitz, (1645-1714), Oberberghauptmann des sächsischen Oberbergamts in der Silberstadt Freiberg am Fuße des Erzgebirges. Sein forstwirtschaftliches Werk Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht“ erschien 1713. Er postulierte darin, dass eine Conservation und Anbau des Holtzes so anzustellen sind, daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentberliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse (im Sinne von Wesen, Dasein, d. Verf.) nicht bleiben mag.“ Diese Analyse muss in unserer heutigen Zeit als prophetisch eingestuft werden.

Vor 300 Jahren wurde das Wort nachhaltig geboren. Seine Bedeutung hat inzwischen noch zugenommen.
Vor 300 Jahren wurde das Wort nachhaltig geboren. Seine Bedeutung hat inzwischen noch zugenommen.

Carlowitz erklärte die nachhaltige Nutzung der Wälder schlicht und einfach zu einer staatlichen Überlebensfrage. Kein Wunder wenn man bedenkt, dass Holz der Energierohstoff schlechthin war. Und dennoch ist das Wort nachhaltig seither nicht aus der Mode gekommen.

Nachhaltig in Zeiten der Energiekrise

Carlowitz fasste in diesem Buch vor allem das Wissen der Menschen über forstliche Zusammenhänge dar. Vor dem Hintergrund, dass viel Wissen während des 30jährigen Krieges vorloren gegangen war, verstärkte er die Argumentation mit dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Sicherlich, Carlowitz schrieb sein Werk der Zeit einer Energiekrise. Erzgruben und Schmelzhütten im Erzgebirge – und dort lebte der Autor – verbrauchten riesige Holzmengen. Die aufstrebenden Städte und das Bevölkerungswachstum verstärkten diese ‚Holznot‘ nur noch. Von einem geregelten Waldbau, ökologischen Standards oder gar Aufforstungsplänen war weit und breit nichts bekannt. Nachhaltigkeit erschien ihm somit als eine Grundvoraussetzung für die Erhaltung seines Landes. Und eine unabdingbare Voraussetzung dazu ist das Wissen um die Forstwirtschaft. Genau dieses alte Wissen wollte er mit seinem Werk vermitteln. 

Von nachhaltig keine Spur: Die Abholzung der Regenwälder nimmt gigantische Ausmaße an.
Von nachhaltig keine Spur: Die Abholzung der Regenwälder nimmt gigantische Ausmaße an.

Nicht zu vergessen ist dabei, dass Carlowitz mit humanistischem Elan an die Sache ging. Wirtschaftliche Interessen der Holz- und Forstwirtschaft müssten im Interesse des Gemeinwohles stehen, verlangte Carlowitz. Und: Wälder und deren Funktionen seien auch für künftige Generationen zu sichern. Schon vor 300 Jahren verlangte er, mit der Natur und ihren Rohstoffen „pfleglich“ umzugehen und kritisierte damals schon den kurzfristigen Gewinn aus dem Raubbau der Wälder. Anhand eines Sprichwortes verdeutlicht er das Prinzip: „Man soll keine alte Kleider wegwerffen / bis man neue hat / also soll man den Vorrath an ausgewachsenen Holtz nicht eher abtreiben / bis man siehet / daß dagegen gnugsamer Wiederwachs vorhanden“. Er mahnt, dass man „mit dem Holz pfleglich umgehe, und alle unnütze Verschwendung und Verderbung desselben, so viel wie möglich verhüte“.