Regenwald wir abgeholzt, alpine Wälder wachsen

Wächst uns der Wald in den Alpen bald zur Türe herein? Nein. Da besteht keine Gefahr. Aber allein in Österreich ist der Wald seit 1961 um insgesamt 300.000 ha gewachsen, das sind 3.000 km². Eine Fläche, die größer ist als das Bundesland Vorarlberg. 47,6 % des österreichischen Bundesgebietes sind bewaldet. Oder anders ausgedrückt: pro Einwohner verfügt Österreich über 5.000 m² Wald, die Schweiz über 1.700 m² oder Deutschland 1.400 m² Wald.

Ein Schutzwald im Tiroler Fotschertal. Ohne diese Schutzwälder wären viele Alpentäler nicht zu bediedeln.
Ein Schutzwald im Tiroler Fotschertal. Ohne diese Schutzwälder wären viele Alpentäler nicht zu bediedeln.

Das Gespenst des Waldsterbens ist längst gebannt. Die Gründe dafür liegen nicht zuletzt an den verschärften Abgasvorschriften, die in den Alpenländern erlassen worden sind. Auch die Tatsache, dass bei der Wiederaufforstung Monokulturen durch Mischwaldkulturen ersetzt worden sind, wirken sich positiv auf die Waldbilanz aus. Dennoch wäre es verfrüht zu behaupten, die alpinen Wälder seien gesund. Wie aus der österreichischen Waldinventur hervorgeht, sind von den 3,3 Mrd. Bäumen im bewirtschafteten Hochwald Österreichs etwa 20 % geschädigt. Dabei handelt es sich um Schäl-, Ernte- oder Steinschlagschäden. Also allesamt hausgemachte Beschädigungen, die zum Großteil vermieden werden könnten.

Ungehemmter Raubbau am Regenwald

Völlig entgegengesetzt verläuft die Entwicklung in den tropischen und subtropischen Zonen unserer Erde. Der Regenwald ist seit rund vier Jahrzehnten Ziel meist ungehemmter Ausbeutung. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der UNO legte folgende Zahlen für die weltweite Zerstörung von Wäldern (etwa 90 Prozent davon tropische Regenwälder) zwischen 1980 und 2005 vor:

  • 1980 bis 1990: 150.000 Quadratkilometer jährlich,
  • 1990 bis 2000: 120.000 Quadratkilometer jährlich,
  • 2000 bis 2005: 120.000 Quadratkilometer jährlich.

Hätten Sie es gewusst? 150.000 Quadratkilometer sind 42 Prozent der Fläche Deutschlands, das 357.022 Quadratkilometer groß ist. Das heißt auch, dass jährlich knapp die doppelte Fläche der Republik Österreich abgeholzt wird. Eine unglaubliche Zahl.

Tropischer Regenwald. Apotheke, Luftreiniger, Wasserspeicher und noch viel mehr. Gier droht ihn zu zerstören. Bild: Wikipedia.
Tropischer Regenwald. Apotheke, Luftreiniger, Wasserspeicher und noch viel mehr. Gier droht ihn zu zerstören. Bild: Wikipedia.

Drei Produkte sind es, die den Druck auf den tropischen Regenwald erhöhen: Die Gier nach Fleisch, Biosprit und Holz. Oder anders ausgedrückt: Das nötige Land für Rinderzucht und für Ölpalmen wird durch Regenwald Abholzung ‚gewonnen‘. Den Rest besorgt die Holz- und Möbelindustrie, die die Welt mit Billig- und Wegwerfmöbeln zu überschwemmen gedenkt.

Doch wer trägt denn letztendlich die Kosten für die Vernichtung des Regenwaldes? Lässt sich der Wert dieses einzigartigen Ökosystems überhaupt in Zahlen ausdrücken?

In einer Studie aus dem Jahre 2005 der UN („Millenium Ecosystem Assesment“) http://de.wikipedia.org/wiki/Millennium_Ecosystem_Assessment wurden die globalen Ökosysteme bewertet. Darin sind Leistungen gelistet, die von unterschiedlichen Ökosystemen erbracht werden und für den Menschen unverzichtbar oder nur mit großem technischem und finanziellem Aufwand zu ersetzen sind.

Die Leistungen der Ökosysteme und vor allem des Regenwaldes? Trinkwasserfilterung und -Speicherung, die Reinigung der Luft von Schadstoffen, die Bestäubung von Nutzpflanzen durch Insekten und Fledermäuse, Bodenlockerung, Schutz vor Erosion und Ausfilterung von CO2 aus der Luft. Nur allzuviele Ökosysteme wie der Regenwald können die vielfältigen Funktionen nicht mehr ausführen, weil sie bereits zerstört sind oder vor der Zerstörung stehen.

Nutzen im Wert von 33 Billionen Dollar jährlich

Laut dem amerikanischen Umweltökonomen Robert Constanza von der Universität von Vermont summiert sich der Nutzen, den die Menschheit aus intakten Ökosystemen zieht, auf 33 Billionen Dollar jährlich. Egal wie hoch die Summen wirklich sind. Es ist allerdings klar, dass nachfolgende Generationen mit den Folgen des heutigen, unseres Raubbaus zu leben haben. Wir halten das Schicksal der tropischen Regenwälder in unseren Händen!