Richtig kaufen zu Weihnachten, oder: Ist Amazon wirklich böse?

Weihnachten naht. Mittlerweile hat es sicher schon jede und jeder bemerkt. Der Abstand zu Weihnachten verringert sich mit der Erhöhung der Anzahl mit der „Last Christmas“ im Radio gespielt wird. Nimmt man das wiederum als Indikator für die Nähe zum Weihnachtfest, dann wissen wir: So lange wird´s nicht mehr dauern. Und doch sind einige Fragen noch unklar, etwa: Ist Amazon wirklich böse und füge ich der harmonischen Weltordnung wirklich nachhaltig Schaden zu, wenn ich dort kaufe?

Ein wenig scrollen. Klick. Und fertig. In ein paar Tagen liegt die Ware dann bequem im Postkasten oder auf dem Postamt selbst zur Abholung bereit. Kein Weihnachtsstress, keine drängenden Menschenmassen, keine Zwangsbeschallung durch zum Teil fragwürdige Weihnachtsmusik.

Einfach zuhause hinsetzen, ein wenig Musik der eigenen Wahl in selbst gewählter Laustärke einschalten, den Computer einschalten und schon geht´s los. Der Idee folgt bald eine Konkretisierung, dann geht alles ganz schnell und schon sind die Weihnachtseinkäufe erledigt.

Irgendwie ist man auch zu faul, sich durch viele verschiedene Shops zu klicken und darum fällt die Wahl, wie jedes Jahr, relativ leicht: Amazon. Die Breite der Produkt-Palette, die Abwicklung der Lieferung und die bequemen Zahlungsmethoden sprechen dafür. In letzter Zeit hat man zwar gehört, dass Amazon seine Mitarbeiter nicht gerade gut behandelt auch irgendwie seine Monopolstellung nicht gerade dazu nützt, um das Gute, Wahre und Schöne zu fördern. Vielleicht könnte man es so sagen: Amazon überrollt alle. Und wer von Amazon nicht überrollt werden möchte, der muss nach den Regeln des recht gierigen Konzerns spielen.

Amazon oder doch lieber ein kleiner Anbieter?

Das macht die Sache wieder komplizierter und den Klick und die Klicks wieder weitaus weitreichender: Mit einem Klick bestelle ich nicht nur Ware, sondern treffe eine Entscheidung. Amazon ist nicht das absolut Böse, aber ich spiele zumindest einem Konzern in die Hände, der nicht gerade zimperlich mit Mitbewerbern umgeht.

Und: Ist ein Monopol schon jemals gut gewesen? Führt das dann nicht erstens zur Verödung der Innenstädte, weil niemand mehr wirklich vor Ort einkaufen geht und zweitens zu einer Nivellierung der Unterschiede? Will ich nicht eigentlich eine Vielzahl von kleinen Händlern, die ihre Produkte sowohl vor Ort vertreiben als auch online verkaufen? Kann mir die Welt wirklich so egal sein, dass ich nur auf meinen eigenen Vorteil schaue und nur im Sinn habe, zu Weihnachten möglichst bequem einzukaufen?

Eines muss klar sein: Ein Klick ist niemals nur eine Klick. Es ist eine Entscheidung. Eine Entscheidung dort einzukaufen, wo alle einkaufen ist eine Entscheidung für die Monopolstellung eines Konzerns. Dort einzukaufen, wo vielleicht (noch) nicht die breite Masse einkauft heißt, etwas zu unterstützen, das auch noch Wert ist unterstützt zu werden.

Soll heißen: Ich trage zur Breite und Differenzierung des Angebots bei und überlasse diese Breite nicht nur EINEM Anbieter, der alles vereinnahmt und letzten Endes auch schluckt. Möchte ich mir letzten Endes diktieren lassen, was ich kaufen soll und was nicht? Gebe ich nicht auch einem großen Konzern wie Amazon mein Kaufverhalten bereitwillig Preis indem ich dort kaufe? Mache ich mich so nicht durchschaubar und manipulierbar?

Fragen über Fragen, die zeigen, dass alles furchtbar kompliziert ist. Und manche Fragen nicht eindeutig zu beantworten sind. Klar ist: Der Konsument muss Stellung beziehen bzw. sich der Tatsache bewusst sein, dass seine Handlungen, seine Klicks und sein Kaufverhalten eine Stellungnahme ist. Und Konsequenzen hat.

Der Konsument und die Konsumentin von Heute ist nicht mehr zu wenig informiert, sondern hat potentiell die Möglichkeit alles zu wissen. Wenn er es weiß und sich dennoch anders entscheidet, dann hat er sich positioniert. Eine Entscheidung getroffen, die nicht folgenlos ist.

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