Für bessere Tage, oder: Wie klingt eigentlich Weihnachten?

Letztlich wurde die Frage gestellt, wie es zu Weihnachten riecht und welche Funktion der Geruchssinn in Bezug auf die Erinnerung an die Kindheit einnimmt. Das Fazit fiel deutlich aus: Wir umgeben uns viel, zu viel mit künstlichen Duftstoffen. Der Bezug zur Natur und zur Natürlichkeit ist uns teilweise nahezu vollkommen abhanden gekommen. Künstliches und Gemachtes umgibt uns, die Düfte sind nicht mehr echt, sondern mehr oder minder pure Chemie. Wenn man es negativ formulieren wollte: Wir werden beduftet und wehren uns nicht einmal gegen diesen Dauerbeduftung, die uns eher stresst als in ein Wohlfühlgefühl bringt.

Eine weitere Frage, die sich ergibt, wenn man sich mit dem nahenden Weihnachtsfest beschäftigt ist im Anschluss an die Geruchsfrage leicht gestellt: Wie klingt eigentlich Weihnachten? Dazu ist es relativ einfach einen Selbstversuch zu unternehmen. Geht doch einfach mal ins nächste Kaufhaus eurer Wahl und lasst euch auf ein schönes „Menschenbad“ ein. Es wird toll schön werden: Wenn ihr euch nicht den hektischen Bewegungen und dem erhöhten Tempo anpasst, werdet ihr in einer Tour angerempelt und fast schon überrannt. Weihnachtsgeschenke zu finden oder zu bekommen wird zur Herausforderung. Eine Menschenschlange wartet schon darauf, das gleiche zu kaufen wie ihr kauft. Einfach herrlich.

Zu Weihnachten kann es in Kaufhäusern schon mal ein wenig voller werden...
Zu Weihnachten kann es in Kaufhäusern schon mal ein wenig voller werden…

Wie war das noch einmal mit Unikat und besonderem Geschenk? Richtig, das war vielleicht gestern. Heute will man das haben, was alle haben: Das neueste Smartphone, auch die Kinder schreiben schon mal flott geschwungen „X-Box“ auf den Wunschzettel ans Christkind. Es ist ein Standardsatz, den man schon zu oft geschrieben hat, aber: Weihnachten ist zu einem Konsumfest geworden. An sich kein Problem, die Frage ist nur WIE wir konsumieren. Müssen wir haben was alle haben oder suchen wir das Besondere, Einzigartige? Dasjenige mit wirklichem Wert? Wert bedeutet auch, dass es uns der andere Mensch Wert ist, etwas Besonderes zu suchen. Etwas, das bleibt und dauerhaft Sinn macht.

Wie klingt eigentlich Weihnachten? 

Doch zum Thema: Wie klingt jetzt also Weihnachten? Ich würde sagen, dass es ebenso künstlich klingt, wie es zum Teil auch riecht. Die Musik, die aus den Boxen dröhnt ist zu einem großen Teil englische Popmusik. Nun ist gegen diese Musik sicherlich nichts zu sagen, doch die erzeugte Stimmung ist künstlich, unecht und aufgesetzt. Zumindest in meinen Ohren. Brauche ich wirklich immer und überall die gleichen Hits, die auf Hitradio Ö3 ohnehin rauf und runter gedudelt werden? Immer und immer wieder, so lange, bis sie mir zum Hals heraushängen? Bin ich nicht hier auch auf der Suche nach dem Besonderen, nach dem, was Weihnachten für mich ausmacht?

Was macht Weihnachten also für mich aus? Ich erinnere mich an meine Kindheit, ausgelöst durch Musik von Turmbläsern und der sogenannten „echten“ Volksmusik. Sie klingt echt, authentisch, irgendwie so als ob man ihr trauen könnte. Diese Musik will mir nichts vormachen, mir keine Stimmung aufzwingen. Sie will mir nichts verkaufen.

Von dieser Musik werde ich nicht, im Gegensatz zu vielem was in Kaufhäusern läuft, zwangsverpflichtet in die „richtige“ Weihnachtsstimmung zu kommen. Ich erinnere mich bei dieser „Zwangsbespaßung“, bei diesem zwanghaft auf Stimmung hin getrimmten Songs immer an den Loriot-Sketch, wo gefordert wird „Jetzt seid doch endlich mal gemütlich“. Genau das ist der Widerspruch: Etwas das mich in Sachen Weihnachtsstimmung zwangsbeglücken will, funktioniert nicht. Ein Imperativ in Sachen Stimmung und Gemütlichkeit ist ein Widerspruch in sich. Ich reagiere mich einer Abwehrhaltung. Und sehne mich nach dem „Echten“, das nicht den Einkauf des neuesten Smartphones musikalisch untermalen will, sondern echte Stimmung erzeugen möchte. Stimmung, die sich manchmal langsam einstellt. Musik, für die man Zeit braucht. Musik, die dann aber zu nachhaltiger und dauerhafter Besinnlichkeit führt.

Riecht Weihnachten vielleicht gar nicht Zirbe?
Riecht Weihnachten vielleicht gar nicht Zirbe?

Andernorts war schon einmal von Weisheit die Rede. Der „Weise“, von Weihnachtsliedern in Kaufhäusern verschreckt, kauft anders ein. Weihnachten naht und man hat nur eine Wahl, will man der allgemeinen Weihnachtshektik nicht verfallen: Man setzt sich an seinen Schreibtisch, klappt den Laptop auf, alles duftet herrlich nach Zirbenholz, vor allem wegen dem „Klimakissen“, das man wieder einmal aktiviert hat. Man legt sich gute Musik auf und ignoriert das Dauergedudel von Ö3. Man lässt sich entspannt in seinen Bürostuhl fallen, setzt sich hin und atmen erstmals kurz ein und durch. Dann ruft man langsam, man könnte fast schon sagen besinnlich die Seite www.4betterdays.com auf und sucht sich sein Weihnachtsgeschenk aus. Weise ist der weiß, wo er sucht. Und wo er wirkliche Weihnachtsstimmung findet.

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